Joachim Brandmaier (58): „Letztes Argument gefallen – von 4 auf nur noch 3 Diamanten. Eine Abstufung schmerzt verdammt - gehört aber auch zu unserer Wachstums-Strategie!"
"Sie sind der Trainer!"
Liebe Newsletter-Leserinnen und -Leser,
wie im letzten Newsletter versprochen, gibt es heute von mir mal wieder ganz viel zum Thema Börse und Aktien, vor allem zu unserer Strategie.
Es gibt ein Thema, das immer wieder zur Sprache kommt: unsere ehemaligen Wachstumswerte. Also Wachstumswerte, die ihren jahrzehntelangen Kursverlauf kontinuierlich nach oben leider verlassen haben und wir dieses Verhalten dann letztendlich mit einer Abstufung auf 3 Diamanten quittiert haben. Zuletzt beim Öl-Riesen Royal Dutch. Das Phänomen: viele Leser halten dennoch eisern an den von uns abgestuften Unternehmen fest, bleiben weiter investiert. Aber warum nur?
Eine Aktie kennt nicht Ihren Eintiegskurs. Die nimmt darauf keine Rücksicht. Uns gibt es jetzt schon über 35 Jahre und in dieser langen Zeit liegt es in der Sache der Natur, dass auch Wachstumswerte einmal den Wachstumspfad verlassen und eben nicht mehr wie am Lineal gezogen nach oben steigen. Diese werden von uns dann abgestuft auf 3 Diamanten. Was nicht bedeutet, dass diese Werte nicht auch wieder steigen können, aber in ein kompromisslos mit Wachstumswerten bestücktes Depot gehören solche Werte eben nicht mehr rein. Aber warum tut man sich solche Aktien noch an? Warum hält der eine oder andere oft über 10 Jahre an solchen abgestuften Titeln noch eisern fest? Ich kann es Ihnen sagen: Es handelt sich meist um die Aktien, mit denen man persönlich noch im Verlust ist! Aber merken Sie sich folgenden Satz: Die Aktie kennt nicht Ihren Eintiegskurs. Die nimmt darauf keine Rücksicht. Schauen Sie also nicht zu sehr auf den einzelnen Titel, sondern auf Ihr gesamtes Depot – auf Ihre gesamte Mannschaft. Hat sich Ihr breit gestreutes Depot (Ihre Mannschaft) im Laufe der letzten Jahre im Plus befunden, dann haben Sie ja schon nahezu alles richtig gemacht. Das ist das Entscheidende: Ihr Team muss, wenn auch unter Schwankungen, langfristig ins Plus kommen.
Sie sind verantwortlich für Ihr Team, Sie sind der Trainer! Also sollte man nicht so sehr auf seinen persönlichen Einstiegskurs einer einzelnen Aktie im Depot schielen, sondern auf die gesamte Entwicklung des Teams, also des Depots. Überlegen Sie mal ob es nicht besser ist – so wie es auch ein Fußballtrainer entscheidet, auch einmal den einen oder anderen „Spieler“ in einem Wachstumsdepot auszuwechseln, anstatt diesem oft über Jahre die Treue zu halten
Manch ein Anleger glaubt sogar, ein Wachstumswert „dürfe“ nach meiner Strategie nie verkauft werden, solange dieser 4 oder 5 Diamanten besitzt. Quatsch. Selbst wenn ich eine Aktie mit vier oder fünf Diamanten ausgezeichnet habe und diese auch noch damit ausgezeichnet ist, gilt für Sie noch lange kein Verkaufsverbot. Sie sind verantwortlich für Ihr Team, Sie sind der Trainer!
Wollen Sie zum Beispiel nicht mehr auf Tabakaktien setzen, weil Sie von den Nichtrauchern dafür schief angeschaut werden? Was soll’s? Schmeißen Sie Altria, BAT oder Philip Morris doch einfach aus dem Depot und tauschen Sie diese in einen anderen Wachstumswert. Oder halten Sie die langfristigen Aussichten des Internets für überbewertet, ersetzen Sie einfach Amazon oder Cisco durch einen anderen Spieler. Und macht plötzlich die L’Oréal-Creme Ihre Haut geschmeidiger als die von Nivea, können Sie Beiersdorf gegen L’Oréal austauschen. Dabei geht es doch nicht um Leben oder Tod!
Verkaufen heißt bei uns nicht einfach verkaufen, sondern auswechseln! Wenn Ihnen ein Mitspieler – aus welchem Grund auch immer – nicht passt, dann wechseln Sie diesen Spieler (Einzeltitel) einfach aus. Unabhängig von Ihrem Einstiegskurs! Wie im Fußball! Wo ist das Problem? Ein Fußballtrainer wechselt schließlich auch Spieler aus. Aber er spielt dann immer voll bestückt mit elf Spielern weiter und versucht es fortan nicht mit zehn, neun oder sogar nur mit fünf. Wenn Sie eine Aktie verkaufen, dann sollten Sie im Gegenzug eine andere zukaufen. Zeigen Sie einer Aktie nicht die Rote Karte und stellen Sie sie nicht ersatzlos vom Platz, sondern tauschen Sie sie gegen eine andere. Es ist ja nicht so schlimm, wenn man mal an einer von uns abgestuften Aktie festhält, aber wenn man dies mit allen Aktien, die wir abstufen immer so handhabt, dann darf man sich nicht wundern wenn man in vielen Jahren irgendwann nur noch gefallene Engel wie Nokia, Erricson, H&M, IBM oder General Electric in seinem Depot hält. Damit sind wir auch beim springenden Punkt: Verkaufen heißt bei uns nicht einfach verkaufen, sondern auswechseln! Mit unseren 86 Vier- und Fünf-Diamanten-Aktien biete ich unseren Lesern alle 14 Tage in jedem Stuttgarter Aktienbrief die Möglichkeit, ihr Lieblingsteam aufzubauen. Dazu reichen bekanntlich 10 bis 12 Spieler! (siehe auch Gesamtüberblick in unserem neuen ATLAS aller unserer Wachstumswerte)
Zwei Dinge sollten Sie beim Auswechseln natürlich beachten: Bauen Sie Ihr „Aktien-Team“ erstens nicht andauernd um, sonst greift der Börsenspruch „Hin und Her macht Taschen leer“. Zweitens rate ich davon ab, eine grundsätzlich gute, aber aktuell nur „formschwache“ Aktie übereifrig durch eine zu ersetzen, die gerade einen Lauf hat. Das wäre der Versuch, der Börse kurzfristig ein Schnippchen zu schlagen. Und der geht bekanntlich oft schief. Auswechseln in der Wachstumsstrategie hat einen langfristigen Sinn und nicht die Idee, kurzfristig erfolgreich zu sein. So wie die Wachstumsstrategie insgesamt! |