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Joachim Brandmaier (61): „Lassen Sie sich nicht von zu vielen Informationen ablenken – und betrachten Sie Ihre Aktieninvestments stets langfristig.“
Den Durchblick behalten
Liebe Newsletter-Leserinnen und -Leser,
wenn ich morgens ins Büro komme, ist mein Schreibtisch häufig nicht wieder zu erkennen. Wo abends zuvor noch die Tischplatte zu sehen war, türmen sich stapelweise Briefe, Zeitungen, Analysen und was weiß ich noch alles. Kürzlich fiel mir darin ein Werk des Analysehauses J.P. Morgan ins Auge. Was soll ich sagen: Vor mir lagen 100 Seiten prall gefüllt mit Zahlen, Daten, Grafiken, Statistiken und Auswertungen.
100 Seiten, die offenbar für ein erfolgreiches Börsianerleben essenziell sind! Angefangen von der Lage der Weltwirtschaft, den Wohnbauaktivitäten in den USA über die Arbeitsmarktsituation in Großbritannien, die EZB-Fiskal-Politik bis hin zum Thema Dürren und Lebensmittelpreise sowie das Kurs-Buchwert-Verhältnis chinesischer Aktien. Das nenne ich mal Markt- und Wirtschaftsdaten in Hülle und Fülle!
Und das Beste: Man freue sich, dass man diesen Dienst inzwischen auch „täglich aktualisiert“ anbieten könne … Halleluja! Dann kann ja mit Aktien nix mehr schiefgehen! Ich lese mir das jetzt einfach jeden Morgen beim ersten Kaffee durch und lande mit der Aktienauswahl künftig ausnahmslos Volltreffer!
Manch einer wird hier eine Prise Sarkasmus erkennen. Einmal mehr hat mir das Werk nämlich eindrucksvoll vor Augen geführt: An Daten, Fakten und Nachrichten mangelt es heutzutage nicht! Im Gegenteil: Die Anleger werden von allen Seiten überflutet damit. Aber macht das Börsianer erfolgreicher? Erhöht das ihre Renditen? Wohl kaum! Denn in der Flut von Zahlen und Informationen ertrinken Geduld, Weitsicht und gesunder Menschenverstand wie ein Amboss, der von der Neckar-Brücke geworfen wird.
Weniger ist oft mehr – das habe ich in 40 Jahren an der Börse immer wieder erlebt. Das Zuviel an Informationen lenkt ab vom Wesentlichen und führt nicht selten geradewegs aufs Glatteis. Mein Appell lautet deshalb mehr denn je: Schauen Sie bei Aktien auf das Entscheidende!
Hat ein Unternehmen eine starke Marktposition? Sind Umsatz, Gewinn und Aktienkurs in der Vergangenheit gestiegen? Wurden auch schwierige Konjunkturphasen und Krisen gemeistert – hat der Konzern also das Zeug dazu, langfristig weiter zu wachsen? Dann beteiligen Sie sich an dem Unternehmen.
Und vor allem: Denken Sie dabei auch wie ein Unternehmer! Der würde auch nicht gleich seine ganze Firma verkaufen, nur weil in China die Jungendarbeitslosigkeit steigt oder die Zinsen in den USA später sinken als erwartet.
Kurzum: auf Qualität setzen und dabeibleiben! Es klingt so simpel, ist in der Praxis aber alles andere als leicht umzusetzen. Weder in Krisenzeiten – noch jetzt, wo die Märkte (mal wieder) neue Rekorde erobern.
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