Schwäbisch Gmünd sucht den Börsenstar
Kurz vor den Ferien lassen es die meisten Lehrer gemütlich ausklingen. Hier noch ein Spielchen, da noch ein Filmchen. Nicht so Benedikt Harsdorff von der Kaufmännischen Schule Schwäbisch Gmünd. Der Lehrer nutzte die Zeit, seinen Schülern noch einmal Bildung zu vermitteln. Und zwar eine, die ihnen im Leben richtig viel bringen kann: Wissen rund um die Themen Aktien und Börse. Er hatte daher unseren stellvertretenden Chefredakteur Christoph Wendling eingeladen, einen Vortrag zu halten. Drei Wirtschaftskurse mit rund 50 Schülern fanden sich dazu in einem – man höre und staune – hochmodern eingerichteten Klassenzimmer ein (sogar mit digitaler Tafel!). Tatsächlich haben diese Schüler auch gar keine Hefte mehr, sondern schreiben alles in ihre Tablets. Für Wendling durchaus eine Überraschung.
Wie dem auch sei, manch eine Schülerin und manch ein Schüler ging anschließend jedenfalls mit einem komplett umgekrempelten Verständnis der Börse nach Hause …
Aufhänger für das Thema war aber nicht direkt die Börse, sondern das Thema Altersvorsorge. Obwohl dies für die Zwölftklässler noch Lichtjahre entfernt erscheint, zeigte Wendling ihnen einerseits die Gefahren auf, falls sie nicht rechtzeitig (und richtig) damit beginnen, und andererseits die Chancen, wenn sie früh genug damit anfangen. Denn vielen Schülern war gar nicht wirklich bewusst, dass wir ein umlagefinanziertes Rentensystem haben und dass ihre Altersvorsorge davon abhängt, ob es in 50 Jahren noch genügend Arbeitende gibt, die dann für sie Rentenbeiträge einzahlen. Wendling zeigte auch die Pläne der Regierung auf, tatsächlich eine staatliche Aktienrente einzuführen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die erstens nicht reichen wird und man sich zweitens als strategisch denkender Mensch nicht auf diese Vorhaben verlassen sollte („wer weiß schon, welche Ideen die nächste oder übernächste Regierung ausbrütet?“). Lieber sollte man sich seine eigene Aktienrente aufbauen! Und er erklärte ihnen, dass die Börse ein starker Verbündeter ist, wenn man später nicht in der Altersarmut landen möchte. Wendling zeigte die Grundprinzipien der Börse auf, dass es neben Kursanstiegen immer auch auf die Dividende ankommt und dass Aktien auf lange Sicht kein Casino sind, wenn man nur die richtigen auswählt und gut mischt. Auch die Fragen der sehr interessiert zuhörenden Schüler beantwortete er eingehend. Etwa die, was er von Daytrading halte: „Kurz gesagt: gar nichts.“ Anschließend führte er aber auch aus, warum er das so sieht und dass es auf der ganzen Welt unter den reichsten Menschen keine Daytrader gibt. „Das meiste Geld wird eher mit Büchern und Seminaren über Daytrading verdient, aber nicht mit dem Herumgezocke selbst“, so Wendlings Überzeugung. Überraschenderweise waren Kryptowährungen wie der Bitcoin überhaupt kein Thema mehr. „Der ist schon wieder out“, rief ein Schüler aus der ersten Reihe und lachte.
Die Börse hingegen ist nicht out und vielleicht nutzen die Schülerinnen und Schüler ihre Ferien ja auch, um ein bisschen über Aktien nachzudenken. Und vielleicht sogar, um welche zu kaufen!
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