Was tun mit Walgreens?
Frage: Ich habe aus alten Zeiten noch Walgreens-Aktien im Depot und leider nicht verkauft, als sie abgestuft wurde. Jetzt fällt der Kurs immer tiefer. Besteht noch Hoffnung?
Antwort: Die Walgreens-Aktie hat vor einigen Jahren leider den Wachstumspfad verlassen und taumelt seitdem immer tiefer. Diese Woche musste die amerikanische Drogerie- und Apothekenkette erneut einen heftigen Rückschlag einstecken, als die Quartalszahlen schwächer ausfielen als erwartet und zudem der Ausblick fürs Jahr gesenkt werden musste. Dabei machen sich unter anderem die gesunkenen Einnahmen im Zusammenhang mit Corona-Impfungen bemerkbar. Deren Zahl sank im Drei-Monats-Zeitraum von 4,7 Millionen auf 800.000. Im abgelaufenen Quartal hat Walgreens 118 Millionen Dollar verdient – nach 289 Millionen im Vorjahreszeitraum. Immerhin: Der Umsatz ist um neun Prozent gestiegen. Im Gesamtjahr soll sich der bereinigte Gewinn je Aktie nun auf 4 bis 4,05 Dollar belaufen, zuvor war man noch von 4,45 bis 4,65 Dollar ausgegangen. Unter dem Strich dürfte wegen einmaliger Kosten sogar ein Milliardenverlust stehen. Die Börsianer reagierten entsprechend verschnupft und schickten die Aktie in die Tiefe; am Dienstag schloss der Kurs fast 10 Prozent niedriger. Im Gesamtjahr beträgt der Rückgang damit schon rund 30 Prozent und gegenüber dem Allzeithoch 70 Prozent. Die Aktie notiert jetzt auf dem tiefsten Stand seit 2010. Nun will der Konzern auf der Kostenseite noch mehr gegensteuern und hat das Ziel im laufenden Sparprogramm von 3,5 auf 4,1 Milliarden Dollar angehoben. Dazu sollen auch 300 Filialen in Großbritannien und 150 in den USA geschlossen werden. Gegenüber vor fünf Jahren hat man bereits rund 700 dichtgemacht. Immerhin können bei vielen bestehenden Filialen wieder längere Öffnungszeiten angeboten werden. Walgreens hat 1.100 Mitarbeiter im Apothekenbereich anwerben können und lindert damit die Probleme des Arbeitskräftemangels. Hoffnung besteht auch aus einem weiteren Grund: Die Aktie ist mittlerweile extrem günstig und nur noch mit einem KGV von sechs bis sieben bewertet. Im kommenden Geschäftsjahr, das bereits im September beginnt, könnte mit geschätzten 3,4 Milliarden Dollar außerdem der höchste Gewinn seit 2019 gelingen. Ob die Maßnahmen allerdings wirklich Früchte tragen, bleibt abzuwarten. Wer die Talfahrt mitgemacht hat, muss also nicht zwingend verkaufen, vielleicht kommt noch wenigstens eine teilweise Erholung. Als Kaufempfehlung sehen wir die Aktie aber auf keinen Fall mehr. Zumal es auch möglich ist, dass die Dividende auf dem – bedingt durch den Kurseinbruch – derzeit hohen Niveau von 6,7 Prozent keinen Bestand hat …
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