Handlungsbedarf bei Swedish Match?
Der Tabakriese Philip Morris will unseren Wachstumswert Swedish Match schlucken. Ob der Marlboro-Konzern damit durchkommt, muss sich zeigen. Wir würden Swedish Match jedenfalls nur zu gerne behalten!
Dass ein Wachstumswert aufgekauft wird, kommt sehr selten vor. Zuletzt geschah es vor fünf Jahren, als die Biolebensmittelkette Whole Foods von Amazon übernommen wurde. Jetzt könnte Swedish Match den Kaufgelüsten von Philip Morris zum Opfer fallen. Der Zigarettengigant will das wachstumssträchtige Geschäft mit weniger schädlichen Nikotinprodukten ausbauen und sich deshalb Swedish Match einverleiben. 106 Kronen je Aktie bietet das in der Schweiz ansässige Unternehmen, was aktuell etwas mehr als 10 Euro entspricht. Insgesamt müsste Philip Morris gut 15 Milliarden Euro für Swedish Match auf den Tisch legen.
Kurzfristiger Kursschub
Die Kaufofferte hat die Swedish-Match-Aktie deutlich in die Höhe getrieben; für die Aktionäre und unser Musterdepot 2022 ist das natürlich erstmal eine feine Sache. Viel lieber als schnelle Kursgewinne wäre es uns als Wachstumsstrategen grundsätzlich aber, wenn wir den schwedischen Mundtabakspezialisten noch lange zu unseren Empfehlungen zählen dürften. Denn langfristig hat die Aktie unserer Meinung nach noch viel mehr Potenzial als den jüngsten Aufschlag.
Swedish Match bietet Börsianern die Möglichkeit, praktisch „pur“ vom schnell wachsenden Geschäft mit alternativen Nikotinprodukten zu profitieren. Vor allem in den USA feiert das Unternehmen weiter große Erfolge mit der Marke ZYN; dabei handelt es sich um kleine nikotinhaltige Beutel, die sich die Nutzer hinter die Lippe schieben. Im ersten Quartal steigerten die Schweden dort ihren Marktanteil auf 66 Prozent, der Absatz sprang um gut ein Drittel in die Höhe.
Verständlich, dass Philip Morris da zugreifen möchte, schließlich befindet sich das eigene Geschäft mit traditionellen Glimmstängeln tendenziell eher auf dem absteigenden Ast. Ob dem Marlboro-Hersteller der Zukauf gelingt, ist aber noch unklar. Zwar hat der Aufsichtsrat von Swedish Match den Aktionären empfohlen, das Angebot anzunehmen, einzelne Großaktionäre und Analysten haben es jedoch bereits als zu niedrig bezeichnet.
Wie geht es jetzt weiter? Auf jeden Fall haben wir noch reichlich Zeit für eine Entscheidung.
Philip Morris will sich zwischen dem 23. Juni und Ende September mindestens 90 Prozent der Aktien sichern; gelingt das nicht, kann das Angebot aber auch noch verlängert werden oder Philip Morris erhöht die Offerte, um mehr Aktionäre zu überzeugen. Außerdem muss die Milliardentransaktion noch den Segen der Kartellwächter und weiterer Institutionen erhalten. Theoretisch könnte auch noch ein weiterer Bieter in das Rennen einsteigen, Japan Tobacco oder BAT zum Beispiel. Es bleibt in jedem Fall spannend.
Wie gesagt: Uns wäre es am liebsten, wenn die Übernahme nicht klappt und Swedish Match noch auf Jahrzehnte hinaus eigenständig bliebe. Zwar würde der Kurs dann vermutlich kurzfristig wieder einen Dämpfer kassieren, langfristig aber höchstwahrscheinlich noch wesentlich höher klettern.
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